2. Bürgerforum zum Geothermie Projekt der ÜWG

Bei der gut besuchten Veranstaltung zeigten sich die Bürger vor allen Dingen besorgt über die eventuell auftretenden seismischen Ereignisse im Rahmen der Geothermie, sowie den Umgang mit den daraus eventuell entstehenden Schäden.

Der Seismologe und Fachgutachter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Prof. Dr. Christian Bönnemann, erläuterte in seinem Fachvortrag, wie und warum Erdbeben entstehen können und wie sie sich unterscheiden. Als Mitglied der Expertenkommission, die die Erdbeben in Landau untersuchte, legte er die Voraussetzungen für die Erschließung und den Betrieb der geothermischen Anlage im Raum Groß-Gerau dar.

Lehren, die aus dem Geothermieprojekt in Landau gezogen wurden, sollen hier verbindlich umgesetzt werden. Besonders erwähnenswert ist hierbei das SiMon-Projekt. Dies ist das umfassende seismische Monitoring im Vorfeld eines Geothermie Projektes, sowie die Errichtung eines seismologischen Beobachtungsnetzes, das unter anderem das Hypozentrum eines eventuellen Erdbebens bestimmen kann. Das SiMon-Projekt kann unter folgender Web-Adresse aufgerufen werden: www.simon.hlug.de. Die komplette Präsentation von Hr. Bönnemann finden Sie, ebenso wie alle anderen Präsentationen, unter www.dialoggeo.de/Medien/

Dr. Christian Lerch, Geschäftsführer der Geothermiekraftwerke in Landau referierte über die dortigen Erfahrungen im Umgang mit Gefahrstoffen, der Lärmemission sowie der Mikroseismizität. Dabei zeigte er sich durchaus lernfähig. blieb aber mit seiner Präsentation an der Oberfläche. Verwendete Gefahrstoffe wie das Arbeitsmedium Iso-Pentan wurden benannt, die sich in Umlauf befindende Menge blieb aber unbekannt.
Die Analyse der Wasserdampf-Emissionen (laut SGS TÜV unbedenklich) wurde im Publikum kontrovers gesehen. Die Lärmemission wurde angeschnitten, eine verbindliche Zahl wurde allerdings auch hier nicht benannt. Man bewege sich im Rahmen der Lärmschutzverordnung. Gerade für die vom Fluglärm betroffenen Bürger des Kreises Groß-Gerau ist diese Aussage als zutiefst unbefriedigend zu werten.

Zur Lösung und Reduzierung der aufgetretenen Erdbeben wird in Landau eine Entlastungsbohrung angestrebt, also eine 2. Reinjektions-Bohrung, um den Druck auf zwei Stellen zu verteilen.

Die Vertreter des ÜWG Groß-Gerau schließlich präsentierten ihr Konzept zum Umgang mit den Risiken der Geothermie hier im Kreis Groß-Gerau. Ziel sei ein möglichst risikoloser Betrieb des Geothermie-Kraftwerks. Themen hier: Seismizität, Dampfentwicklung, Grundwasserschutz, Gefahrstoffe, Radioaktivität (Radon in der Bodenluft, Radioaktivität durch Ablagerungen) und Lärm. Auch hier wurden die Risiken benannt – im Maßnahmenkatalog aber eher verharmlost. Hier wäre ein kritischer Gegenpart wünschenswert, denn es gibt durchaus kontroverse Positionen zur Radonbelastung in der Bodenluft, zur Analyse des Thermaldampfs und zur Lärmproblematik.

Janusch Hamann, Leiter Referat Recht der ÜWG, präsentierte das Schadensregulierungskonzept der ÜWG. Kritisch gesehen wurde im Publikum die Beweislast, die zunächst beim Geschädigten liegt. Es wird keine flächendeckende Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes geben, daher könnte sich im Schadensfall die Regulierung aufwändig und teuer gestalten da Sachverständige beauftragt werden müssen. Obwohl das vorgestellte Konzept schlüssig scheint, gab es Kritik insbesondere von einem Betroffenen aus der Region Landau über den Umgang mit entstandenen Schäden und deren Regulierung.

Eine weitere Veranstaltung zu den Risiken der Geothermie, bei der auch ein Forum für Kritiker und Betroffene von Geothermie-Projekten installiert wird, scheint wünschenswert. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde bekannt, dass der Vorsitzende des Bundesverbandes gegen die tiefe Geothermie, Hr. Müller zwar für ein Referat eingeladen war, diesem aber nur 5 Minuten Redezeit zugestanden wurden, woraufhin dieser ablehnte.

Aus dem Beirat wurde beschlossen, keinen Konflikt in das Podium zu tragen und es wurde letztlich von der Stiftung Risiko Dialog der Kompromissvorschlag (Redebeitrag von 5 Minuten) unterbreitet. Für die Besucher wäre ein kontroverser Standpunkt, der auch ausführlich dargelegt werden kann, sicherlich jedoch auch interessant und wichtig für die Meinungsbildung gewesen. Von daher blieb diese Veranstaltung unvollständig und für viele unbefriedigend.

Alle Infos zum Bürgerforum: www.dialoggeo.de

Vertreter der Fraktion der Grünen in Nauheim werden am 16.02.13 die Geothermie-Kraftwerke in Landau und Insheim besichtigen um sich vor Ort weiter über die Geothermie zu informieren.

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