Die groß angekündigte Podiumsdiskussion verkam zum Abend der Monologe. Wer mit der Hoffnung auf eine lebhaften Meinungsaustausch mit neuen Erkenntnissen hatte, wurde enttäuscht. Eine Handvoll ausgesuchter Fragen aus dem Publikum wurden den Protagonisten gestellt – Nachfragen waren nicht erwünscht.
Erstaunlich viel Raum wurde dem Vertreter des Hessischen Wirtschaftsministeriums, Bernhard Maßberg gegeben, der langatmig die Haltung seines Hauses zu Planfest- und Klarstellung erläuterte. Die Nachfrage zur Erreichbarkeit der angestrebten Kapazität von 701.000 Flugbewegungen per Jahr bis 2020 bedachte er mit dem Hinweis, die Berechnungen der DFS und BAF seien sicher ausreichend gewesen. Eine eigene Einschätzung des Wirtschaftsministeriums gibt es dazu aber wohl nicht. Schuldig blieb er auch die Antwort auf die Frage, warum die Belegung der Südumfliegung mit den Flugzeugen der Klassen „HEAVY“ und „SUPERHEAVY“ bereits zum, 20.09.12 erfolgen soll, und nicht erst, wie bisher kommuniziert im Jahr 2013. Klagen gegen die Flugrouten gab er von vorn herein keine Aussicht auf Erfolg. Der schwerwiegende Vorfall vom Dezember 2011 (Beinahe-Kollision) wurde schon fast bagatellisiert.
Thomas Jühe, Vorsitzender der Lärmschutzkommission, übte sich in der Kunst der Selbstdarstellung, lobte sein Engagement in Sachen Kampf gegen den Fluglärm, und stellte die festgelegte Variante der Südumfliegung als positives Resultat dar. Immerhin werde Nauheim nach seiner sehr exklusiven Meinung nur am östlichen Rand überflogen und nicht in der Ortsmitte, der Rüsselsheimer Ortsteil Königstädten gar nicht. Das sei der Verdienst der FLK gewesen. Geäußerte Zweifel aus dem Publikum, insbesondere von einer Bürgerin aus Königstädten ließ er nicht gelten. Sollten Zweifel an der Einhaltung der Flugrouten bestehen, sollte man das eben messen und monieren.
Warum in den Nachtrandstunden entgegen der Empfehlung der FLK auch die Südumfliegung genutzt werde, konnte er nicht sagen. Die schriftliche Stellungnahme der DFS dazu stünde noch aus. Überrascht hat er mit seiner Stellungnahme zur Erhöhung der Rückenwindkomponente. Die sei nur im Paket mit einer entlastenden Maßnahme zu Gunsten der betroffenen Seite zu haben. Um welche Maßnahme es sich hierbei für Nauheim handelt blieb unbeantwortet.
Die Abwägungsmängel aus dem Planfeststellungverfahren erläutert Rechtsanwalt Bernhard Schmitz, der die Kommunen Nauheim, Trebur und Groß-Gerau in der Klage gegen die Südumfliegung vertritt. Auch sei man den Nachweis schuldig geblieben, ob der Flugraum die geplante Kapazitätserhöhung überhaupt hergibt. Auch im Nachgang zum derzeitigen Umfang seien hinsichtlich der Ausnahmegenehmigungen während der Mediationsnacht noch Klagen zu erwarten. Rechtsanwalt Schmitz plädierte für eine rechtsverbindliche Mediation.
Fast schon resigniert wirkte dazwischen Bürgermeister Jan Fischer. Die Art und Weise, wie in dem Verfahren mit der Gemeinde Nauheim umgegangen wurde, sei unredlich. Darstellungen zu den Auswirkungen der Südumfliegung seien beschönigt worden, Die Belegung der Südumfliegung mit den „HEAVIES“ und „SUPERHEAVIES“ erfolge schon zum 20.09.12 statt erst 2013. Einen Grund dafür habe er nicht benannt bekommen. Er stellt ein (längst überfälliges) Schreiben an das BAF vor, in dem er um Verschiebung bittet, bis eine endgültige Stellungnahme zum schwerwiegenden Vorfall vom Dezember 2011 vorliegt. Alle weiteren Einwände der Gemeinde sind bisher erfolglos geblieben.
Bernd Rittmeyer vom Verein Lebenswertes Nauheim e.V. hielt sich meist im Hintergrund, wurde von den Moderatoren auch wenig angesprochen. Er bemängelte im Wesentlichen die Flugrouten und die Überflüge in den Nachtrandstunden. Wenn, wie derzeit praktiziert, die Flugzeuge quer über Nauheim flögen würden demnächst Teile Nauheims unbewohnbar werden.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass derzeit von keiner Seite wirklich Hilfe zu erwarten ist. Deshalb müssen wir selbst aktiv bleiben, werden und unseren Protest lautstark nach außen tragen. Die Gemeinde Nauheim muss sich den Vorwurf gefallen, lassen, dass der Protest zu leise war. Offenbar muss man erst laut werden, um Gehör zu finden.
Der einzige Aufruf zur Teilnahme an Protestveranstaltungen kam dann auch aus dem Publikum.

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