GROSS-GERAU. „Entsetzt“ zeigt sich der Vorstandssprecher der Grünen im Kreis Groß-Gerau, Marco Müller, über die Pläne der Lufthansa, das Flachstartverfahren nun doch für den Frankfurter Flughafen einführen zu wollen. „Das von der Lufthansa in der jüngsten Sitzung der Fluglärmkommission (FLK) vorgestellte Verfahren, das ab 1. Juni eingeführt werden soll, wird zu einer weiteren unverhältnismäßigen Zunahme des Fluglärms in der gesamten Region führen“, warnt der Grüne in einer Presseerklärung.
Müller sieht darin einen „eklatanten Verstoß gegen die Lärmprognosen des Planfeststellungsbeschlusses“. Das müsse unterbunden werden. Denn alle dem Planfeststellungsbeschluss zu Grunde liegenden Lärmberechnungen basierten auf den Standard-Flugverfahren nach Luftfahrthandbuch und nicht auf dem viel lauteren Flachstartverfahren. Zudem widersprächen flache Starts als Standard-Abflugverfahren eindeutig den Vorgaben der Luftverkehrsordnung LuftVO §1 Abs. 2 (Vermeidung von vermeidbarem Lärm).
„Hier ist jetzt der zuständige Landeswirtschaftsminister Florian Rentsch (FDP) gefordert, seinen Einfluss geltend zu machen“, betont Marco Müller, der auch die schwarz-gelbe Landesregierung insgesamt in der Verantwortung sieht. Diese müsse Ihren Versprechungen hinsichtlich des Lärmschutzes auch in dieser Sache dringend Taten folgen zu lassen.
Gegenüber Lufthansa erhebt der Nauheimer den Vorwurf, allein aus wirtschaftlichen Gründen, um Kosten für Wartung und Kerosin zu sparen, ab Juni in noch niedrigerer Flughöhe über die Region rund um den Nahbereich des Flughafens fliegen zu wollen. Das sei „eine absolute Rücksichtslosigkeit“ gegenüber der ohnehin schon durch Fluglärm schwer belasteten Bevölkerung.
Der Grüne erinnerte zudem daran, dass Lufthansa vergangenen Februar schon einmal versucht habe, das Flachstartverfahren in Frankfurt durchzusetzen. Es aber nach massiven Protesten der Bevölkerung nach nur sieben Tagen wieder ausgesetzt habe. „Schon in diesem kurzen Zeitraum war ein signifikanter Anstieg der Einzel- und Dauerschallpegel an den Messstationen des Deutschen Fluglärmdienstes zu verzeichnen. Stellenweise kam es zu Erhöhungen der Schallpegel um drei bis fünf dB(A), was einer Verdopplung des Lärms entspricht.“, so Müller.
Satire sei es, dass Lufthansa in Ihrer Präsentation jetzt vor der Fluglärmkommission den Flughafennahbereich einfach wegdefiniert habe. So habe die Lufthansa zunächst zwar korrekt angeführt, dass für den Flughafennah- (NADP 1) und –fernbereich (NADP 2) lärmmindernde Verfahren festzulegen seien. „Die Änderung im Startverfahren führt die Lufthansa nun jedoch bei NADP 2 und somit im Fernbereich ein. Lufthansa definiert in der Folge aber NADP 2 ab sofort zum Standard-Abflugverfahren NADP. „Das ist völlig gaga und widerspricht auch den Regeln der ICAO, die den Flughafennahbereich bis 2.500 ft fasst!“
„Die Lufthansa wäre gut beraten, dieses Verfahren nicht einzuführen. Dann nämlich brauchen sich die Verantwortlichen bei der Airline überhaupt nicht mehr darüber zu wundern, dass ihre Aktivitäten zur Verbesserung der Lärmsituation als unzureichend gewertet werden, und es weiterhin scharfen Protest gibt“, schließt der Kreisvorstandssprecher der Grünen.

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