Zwanzig Prozent auf alles! Außer auf weniger Fluglärm. Hand drauf!

GROSS-GERAU. „Eine Provokation“ nennt der Sprecher der Grünen im Kreis Groß-Gerau, Marco Müller, das für den Frankfurter Flughafen geplantes Incentive-Programm, das von Fraport auf der jüngsten Sitzung der Fluglärmkommission vorgestellt worden sei.

Danach sollen, um dem derzeit unterplanmäßigen Passagierwachstum entgegen zu wirken, Anreize für die Luftverkehrsgesellschaften geschaffen werden mehr Flüge nach Frankfurt durchzuführen.

Mit dieser Form des Einstiegs in den Rabatt-Markt konterkariere die Flughafenbetreiberin alle Bemühungen für mehr Fluglärmschutz in der Region, kritisiert der Grüne. Denn ihr Incentive-Programm ziele nicht auf die Optimierung der Belegung der Flugzeuge, sondern auf die Steigerung der Anzahl der Flugbewegungen ab. Zudem sollten danach selbst die laute McDonald-Douglas MD 11 im Interkontinental-Verkehr als lärmarmes Fluggerät klassifiziert werden. Faktisch seien nur die Jumbo-Jets von Boing von dem Programm ausgenommen.

„Mit diesem Programm versucht sich Fraport Wachstum gegen den Markt zu kaufen, obwohl eine wachsende Nachfrage im Luftverkehr derzeit überhaupt nicht zu verzeichnen ist“, betont Müller.

Der Erste Stadtrat Mörfelden-Walldorfs, Franz Urhahn, Mitglied im Vorstand der Fluglärmkommission, sei ebenfalls strikt gegen dieses Programm. Urhahn hatte in dem Zusammenhang den Vorwurf erhoben: „Fraport kauft sich mit lärmabhängigen Gebühren Passagiere, während Anwohner um Lüfter betteln müssen.“

Marco Müller fürchtet mit Blick auf den Zeitpunkt der Bekanntgabe, dass die Verantwortlichen bei Fraport offenbar erwarteten, dass der noch amtierende und dafür zuständige Landeswirtschaftminister Florian Rentsch (FDP) ihr noch diesen letzten Dienst erweise und das Incentive-Programm genehmige. Hessens Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) fordert der Grüne daher auf, sich nicht von seinem Regierungspartner auf Abruf „noch dieses faule Ei ins Nest legen zu lassen“.

Ziele einer Modifizierung der lärmabhängigen Fluggebühren müssten laut Marco Müller vielmehr sein, die Belegungsvolumina der Jets auf Basis eines Passagierschlüssels zu steigern. So dass jeder nicht belegte Platz im Flugzeug automatisch zu einer Erhöhung der Lärmentgelte für der Luftverkehrsgesellschaften führe. Auch aus ökonomischer Sicht sei dieser Schritt schon längst überfällig.

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.