Klimaschutz beginnt vor der eigenen Haustür – auch in Nauheim

Von Lars Nitschke, Bündnis 90/Die Grünen Nauheim

Ein Leserbeitrag auf Nauheim-Online stellte jüngst in Frage, ob lokale Klimaschutzmaßnahmen überhaupt eine Wirkung haben – etwa der Umstieg auf einen Elektro-Bürgerbus. Lars Nitschke, Vorsitzender des Ortsverbands der Grünen in Nauheim, widerspricht dieser Sicht entschieden: Klimaschutz sei keine Ideologie, sondern Daseinsvorsorge und Lebensqualität vor Ort.

Verantwortung endet nicht an der Gemeindegrenze

Es ist leicht, über Klimaschutz zu reden – und noch leichter, ihn für sinnlos zu erklären.

Ersteinmal vielen Dank für die Angestoßene Diskussion zu einem wichtigen Thema.

Herr Gerharz behauptet, lokale oder nationale Maßnahmen hätten keinen Einfluss auf das Weltklima.

Das klingt bequem, ist aber schlicht falsch.

Das Klima reagiert nicht auf große oder kleine Länder, sondern auf die Summe aller Emissionen weltweit.

Wenn jeder sagt „Unser Anteil ist zu gering, um etwas zu bewirken“, passiert – gar nichts.

Das ist die eigentliche Rechnung, die nicht aufgeht.

Deutschland stößt rund zwei Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen aus. Zwei Prozent mögen wenig klingen, sind aber gewaltig, wenn man bedenkt, dass nur wenige Dutzend Industrieländer den Großteil der globalen Emissionen verursachen.

Und ja, auch eine kleine Gemeinde wie Nauheim hat Anteil daran, ob wir unseren Beitrag leisten oder den Kopf in den Sand stecken.

Lars Nitschke:

„Gerade Kommunen sind die Orte, an denen Klimaschutz praktisch wird. Hier entstehen die konkreten Projekte, die zeigen, dass Wandel möglich ist – nicht abstrakt in Berlin, sondern direkt vor der Haustür. Wenn wir in Nauheim beweisen, dass Klimaschutz alltagstauglich und wirtschaftlich vernünftig ist, dann ist das Vorbildwirkung, kein Symbol.“

Erneuerbare Energien sind längst Wirtschaftsfaktor

Der Verweis auf „zig Milliarden für sinnfreie Projekte“ ist populär, aber unpräzise.

Tatsächlich fließt das Geld in neue Energieinfrastruktur, Forschung und Arbeitsplätze – also in Zukunftsfähigkeit.

Erneuerbare Energien sind keine teure Spielerei, sondern längst die günstigste Stromquelle.

Solar- und Windstrom kosten heute weniger als fünf Cent pro Kilowattstunde.

Ohne die frühere Förderung, die Herr Gerharz kritisiert, wären diese Technologien nie marktreif geworden.

Und jede Kilowattstunde aus Sonne oder Wind spart dauerhaft fossile Brennstoffe, deren Preise weder Deutschland noch Nauheim kontrollieren können.

Das Beispiel vom „grünen Wasserstoff aus Namibia“ wirkt plakativ, ist aber irreführend.

Ja, beim Transport gehen Energieanteile verloren.

Aber diese Energie stammt aus Solarstrahlung, die dort in Überfluss vorhanden ist und sonst ungenutzt bliebe.

Es geht nicht um 100 % Effizienz, sondern um globale Dekarbonisierung und Energiepartnerschaften.

Solche Projekte sind Pilotvorhaben und eben keine Schildbürgerstreiche.

Atomkraft ist keine Zukunftsoption

Auch der Vorwurf, wir würden Atomkraftwerke abschalten und nun „auf Kohlestrom angewiesen“ sein, greift zu kurz.

Der deutsche Strommix enthält heute bereits über 60 % erneuerbare Energien, Tendenz steigend.

Kohlekraft wird in wenigen Jahren weitgehend ersetzt.

Der Ausstieg aus der Atomkraft war eine politische, sicherheitstechnische und gesellschaftliche Entscheidung und er zwingt uns, die erneuerbare Infrastruktur schneller auszubauen, statt auf alte Technologien zurückzufallen.

Der E-Bus als realistischer Schritt nach vorn

Und zum angeblich „wirkungslosen E-Bus“:

Hier liegen die Fakten klar auf dem Tisch.

Ein Elektrobus verursacht, selbst mit dem heutigen deutschen Strommix, etwa die Hälfte der CO₂-Emissionen eines Dieselbusses.

Mit jedem weiteren Prozent Grünstrom sinkt dieser Wert weiter.

Die Batterieproduktion verursacht anfangs Emissionen, doch nach rund 50.000 Kilometern ist dieser Nachteil ausgeglichen.

Ein kommunaler Bürgerbus erreicht diese Laufleistung schnell.

Dazu kommen geringere Wartungskosten, weniger Lärm und keine lokalen Abgase.

Das sind greifbare Vorteile für Klima und Lebensqualität und eben keine Ideologie.

Nebenbei bemerkt, steht eine Neuanschaffung des Bürgerbusses derzeit gar nicht an.

Natürlich macht es Sinn, dieses Fahrzeug so lange wie möglich weiter zu nutzen und den ökologischen Fußabdruck vollständig auszuschöpfen.

Lars Nitschke:

„Klimaschutz darf nicht als Verzichtsdebatte geführt werden. Wenn der Bus leiser fährt, die Luft sauberer ist und die Aufenthaltsqualität im Ort steigt, profitieren alle. Es geht darum, Lebensqualität zu sichern – heute und für kommende Generationen. Viele kleine Maßnahmen ergeben am Ende ein großes Ganzes.“

Klimaschutz und Lebensqualität gehören zusammen

Herr Gerharz hat recht, wenn er fordert, mehr Bäume zu pflanzen, Flächen zu entsiegeln und Aufenthaltsorte zu verschatten.

Aber das ist kein Widerspruch zu Klimaschutzmaßnahmen – das ist Teil derselben Aufgabe.

Kommunaler Klimaschutz bedeutet beides:

Anpassung an die Folgen des Klimawandels und Vermeidung seiner Ursachen.

Beides stärkt die Lebensqualität in Nauheim.

Die Vorstellung, man könne nur eines von beidem tun, entweder globale Verantwortung oder lokale Lebensqualität, ist eine künstliche Trennung.

Ohne globale Verantwortung wird auch lokale Lebensqualität bald teurer, heißer und unsicherer.

Lars Nitschke:

„Wir sollten diese Debatte nicht mit dem Holzhammer führen, sondern mit Fakten und Überzeugung. Klimaschutz ist kein ideologisches Schlagwort – es ist Daseinsvorsorge. Am Ende geht es darum, dass sich die Menschen hier in Nauheim wohlfühlen – mit mehr Grün, mehr Ruhe und weniger Abhängigkeit von fossilen Energien. Klimaschutz ist der Weg dorthin, nicht das Hindernis.“

Fazit

Klimaschutz ist kein Projekt „für die Welt“, sondern für uns selbst – für stabile Energiepreise, saubere Luft, leise Straßen und lebenswerte Orte.

Ein Elektro-Bürgerbus ist kein Symbol, sondern ein Schritt in die richtige Richtung.

Und wer immer nur Gründe sucht, nichts zu ändern, verpasst die Chance, etwas zu verbessern.“

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