Wir möchten heute noch ein paar ergänzende Informationen zu unseren Ausführungen vom vergangenen Mittwoch geben um die Situation für Nauheim noch etwas transparenter zu machen. Damit sollen auch die Aussagen von Hr. Jühe (BgM Stadt Raunheim) etwas relativiert werden, was die Fluglärmkommission und die „Einflussnahme“ auf Flugrouten angeht.
Zunächst einmal: Die Aussage, die Fluglärmkommission ändere keine Flugrouten, ist richtig. Diese Aussage verschleiert allerdings, dass Hr. Jühe als Gesandter der Fluglärmkommission auch der Expertengruppe „Aktiver Schallschutz“ angehört (Quelle: Gremium Aktiver Schallschutz), die das Lärmschutz-Paket des Dialogforums Flughafen mitgestaltet hat. Dieses Paket wiederum enthält sehr wohl Maßnahmen, die Nauheim über den eigentlichen Ausbau hinaus belasten. Ebenfall gehören – als kommunale Abgesandte – auch Hr. Ockel aus Kelsterbach und Dr. Stefan Schmitt aus Frankfurt diesem Gremium an. Dies aber nur am Rande erwähnt.
Wir wollen hier allerdings zunächst einmal Zahlen und Fakten sammeln.
Betriebsrichtungen:
Die An- und Abflugrouten des Frankfurter Flughafens unterteilen sich in Betriebsrichtung WEST und Betriebsrichtung OST. Diese Aufteilung nach langfristigem statistischem Mittel (Quelle) beträgt:
73% (WEST) zu 27% (OST) am Tag und
81% (WEST) zu 19% (OST) in der Nacht.
Die Wetterlagen lassen sich klassifizieren als typische Winterwetterlage (OST) und typische Sommerwetterlage (WEST).
Kurz gefasst lässt sich auch sagen:
In Nauheim ist es im Sommer lauter als im Winter.
In Raunheim ist es im Winter lauter als im Sommer.
Ist-Zustand und zukünftige Lärmentwicklung:
Dass es Stand heute in Raunheim lauter ist als in Nauheim ist unstrittig. Dieses Bild wird sich in den kommenden Jahren wandeln und wir versuchen dies darzustellen. Das regionale Dialogforum hat zum Zweck der Überwachung der Lärmentwicklung Lärmkarten erstellen lassen, die im Internet für jeden frei zugänglich sind.
Durch die Inbetriebnahme der Nordwest-Bahn im Winterflugplan 2011 wird eine Neuaufteilung der Flugrouten notwendig, da ein Abflug über den Taunus dann nicht mehr möglich ist. Durch diese Aufteilung wird die Lärmbelastung Raunheims bei allen Wetterlagen sinken – was wir ausdrücklich begrüßen. Nauheim wird durch diese Aufteilung jedoch zusätzlich belastet. Die Betriebsrichtung OST ist weitestgehend zu vernachlässigen, da hier die Zunahme nur marginal ist.
Die Zunahme grafisch dargestellt. Die Entwicklung geht von links (IST) nach rechts (WIRD) (Quelle: Lärmkarten Online):
im Vergleich hierzu Raunheim:
Betrachtet man lediglich die „bunten Bilder“ so lässt sich zwar feststellen, dass es in Nauheim lauter und in Raunheim leiser wird. Leider blenden die farblichen Flächen aber auch die Aussagekraft, da die Grafiken den Anschein erwecken, dass es auch zukünftig in Nauheim sogar leiser sein könnte als in Raunheim.
Um diesen Effekt richtig darzustellen haben wir die Werte von Nauheim und Raunheim erfasst und in eine Übersichtstabelle gepackt. In dieser Tabelle haben wir einerseits Tag- und Nacht-Betrieb unterschieden, als auch zwei unterschiedliche Szenarien hinterlegt. Szenario I stellt dabei die Verteilung der Betriebsrichtungen im langjährigen Mittel dar (s.oben). Szenario II verweist auf das Anti-Lärm-Paket im Punkt „Rückenwindkomponente“ (Quelle: Hintergrundinformation) und der Annahme, dass die Betriebsrichtung WEST an zusätzlichen 12 Tagen im Jahr beflogen wird. Die Betriebsrichtung OST reduziert sich entsprechend:
Wer hätte das erwartet? Nauheim wird nach Abschluss des Ausbaus einen höheren Dauerschallpegel aufweisen als Raunheim. Während es bisher im Jahresmittel tagsüber in Raunheim etwa doppelt so laut war wie in Nauheim, wird es zukünftig in Nauheim in etwa so laut sein wie in Raunheim heute. Raunheim selbst wird deutlich entlastet: (~40%). Betrachtet man die beiden Szenarien I und II wird überdies deutlich, dass im Jahresmittel durch die Maßnahme der Rückenwindkomponente nur ein sehr kleiner Lärmschutz-Effekt in Raunheim erreicht wird, Nauheim jedoch noch zusätzlich belastet wird.
Zur Erstellung der Tabelle wurden die Werte aus den Lärmkarten entnommen. Die Jahresmittelwerte wurden ermittelt in dem die Tages- und Nacht-Werte ins Verhältnis gesetzt wurden. Bei offensichtlichen Fehlern bitten wir um eine kurze Rückmeldung.