Soll ich am Sonntag zur Wahl gehen – Teil 3

„Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.“

Martin Luther

Mal ehrlich… auf diesen Beitrag haben alle gewartet. Heute legen wir unsere Sichtweise zum Bürgermeisteramt, dem Wahlkampf und zur jetzt kommenden Wahl komplett offen. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle gleich mal Tacheles reden: Eine Wahlempfehlung wollen wir nicht geben! Wir halten die Nauheimer Bürgerinnen und Bürger durchaus für mündig genug, eine eigene Entscheidung zu treffen und einen für sie geeigneten Kandidaten zu finden. Wir wollen dennoch versuchen Sie bei der Meinungsfindung zu beraten.

Wir wollen an dieser Stelle nicht mehr auf die vergangenen 6 Jahre der ablaufenden Ära Ingo Waltz zurückblicken, sondern einen Ausblick wagen auf das, was uns die nächsten Jahre erwartet. Die Gemeinde Nauheim wird voraussichtlich bis Ende dieses Jahres einen Schuldenstand von knapp 20 Millionen Euro haben (12,5 Mio.-€ Schulden und 7,9 Mio.-€ Kassenkredite). Auf Basis dieser Zahlen wird es für jeden Bürgermeister, egal welcher der fünf Kandidaten schließlich das Rennen machen wird, schwierig werden, es allen Bürgerinnen und Bürgern recht zu machen. Es werden schwierige Entscheidungen auf uns zukommen und es wird eminent wichtig sein, innerhalb der Gemeindevertretung einen breiten Konsens zu erreichen.

Man kann nun an dieser Stelle darüber streiten: Welchen Kandidaten nennt man in einer Übersicht als erstes? Auf welcher Basis vergleicht man die Kandidaten? Stellt man nur das Positive heraus oder betrachtet man auch Negatives? Auch wir mussten uns zunächst diesem Thema stellen und Einigkeit darüber erzielen, wie man an dieses Thema herangeht. Die alphabetische Herangehensweise wird bereits bei den Podiumsdiskussionen angewandt – ob nun vorwärts oder rückwärts. Wir wollen an dieser Stelle dem Grundsatz folgen: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Unsere Betrachtung der Kandidaten folgt dem Auftreten der Kandidaten mit Bekanntgabe der Kandidatur (nicht der Einreichung der Unterlagen) also in der Reihenfolge: Kurt Gremm, Wolfgang Glotzbach, Jan Fischer, Fritz Klink und zum Abschluss Reinhard Laun.

[EXPAND Kurt Gremm: (Klicken für den Text!)]

Er war der erste der fünf Kandidaten der auszog, Bürgermeister zu werden. Getrieben von eigenen Erfahrungen tritt er als wirklich parteiunabhängiger Kandidat an um die Gemeinde von Grund auf zu erneuern und bürgerfreundlicher zu werden. Als erster Kandidat schaltete er eine eigene Homepage und nahm das Internet (zumindest anfangs) auch sehr ernst. War er zu Beginn hoch motiviert und willens, auch von anderen parteilosen Bürgermeistern zu lernen, so scheint dieses Interesse inzwischen etwas abgeebbt. „es Kurtsche“ musste im Bürgermeisterwahlkampf lernen, dass er nicht nur Freunde hat und dass manches Ziel schwieriger zu erreichen ist, als es manchmal scheint. Anzurechnen und anzuerkennen sind in jedem Fall sein Mut, den etablierten Parteien etwas entgegenzusetzen und dem Wähler eine weitere Option zu bieten. Er beweist hiermit, dass trotz aller bürokratischen Hürden durchaus die Möglichkeit existiert, etwas zu bewegen. Wir hoffen, dass mit seinem Engagement auch viele bisherige Nicht-Wähler am Sonntag zur Wahl bewegt werden können.

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[EXPAND Wolfgang Glotzbach: (Klicken für den Text!)]

Der bisherige 1. Beigeordnete der Gemeinde ist Programm. Sowohl als Kandidat zum Bürgermeisteramt, als auch auf der Liste der Gemeindevertretung rangiert Wolfgang Glotzbach bei den Genossen ganz weit oben. Er dürfte von allen Kandidaten den tiefsten Einblick in die Gemeinde, die Verwaltung und auch die Finanzlage haben. Und so muss man zunächst anerkennen: Hut ab, dass er trotzdem noch Bürgermeister werden möchte. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung die Chance gehabt in das Amt des Bürgermeisters hineinzuschnuppern, das er (nach 1999) zum zweiten Mal zu erreichen sucht. Auf seiner Homepage stellt Wolfgang Glotzbach seine und die SPD-Vision Nauheim 2020 in 16 Punkten vor. Leider sind diese Punkte nicht näher erörtert und somit als lose Punktesammlung noch mit Leben zu füllen. Dennoch ist hier zu erwähnen, dass Fraktion und Kandidat bei seinem zweiten Versuch an einem Strang ziehen und alle hinter ihm zu stehen scheinen. Ob Wolfgang Glotzbach für ein „weiter so“ oder einen tatsächlichen Neuanfang in der Gemeinde steht, konnte abschließend leider nicht geklärt werden. Die Hoffnung, dass auch die SPD erkannt hat, dass es nicht so weiter gehen kann wie bisher überwiegt dennoch und wir möchten auch dem Kandidaten Wolfgang Glotzbach viel Erfolg bei der Wahl wünschen.

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[EXPAND Jan Fischer: (Klicken für den Text!)]

„Der König ist tot, es lebe der König.“

So schrieb es die CDU in Ihrem Blickpunkt Nauheim in der Ausgabe 03-2009 – gemünzt war dies auf den amtierenden Bürgermeister und den Kandidaten aus der SPD-Fraktion. Zu diesem Zeitpunkt hat wohl noch keiner bei der CDU daran gedacht, dass sie ihrem Kandidaten mit dieser Formulierung eventuell ein Makel auferlegen könnten. Jan Fischer ist der Sohn von Helmut Fischer, der in den Jahren 1993-2005 das Bürgermeisteramt innehatte. Entsprechend musste und muss Jan Fischer nun mit der Bürde leben, dass er in Nauheim in die Fußstapfen seines Vaters treten soll. Und diese sind wahrlich groß. Jan Fischer ist in Nauheim aber auch mit einer eigenen Identität angetreten und hat sich gegenüber seiner Partei auch an der einen oder anderen Stelle emanzipiert. So erschien er zur Vorstellung bei den Grünen eben nicht in Begleitung eines „Wachhundes“ und tritt auf seiner Homepage auch mit einem eigenen, von der CDU unabhängigen Programm an. Er setzt sich mit seiner sehr detaillierten Analyse über den Ist- und den Wunsch-Zustand Nauheims deutlich von den anderen Kandidaten um das Bürgermeisteramt ab. Aus Sicht der Grünen ist sehr zu begrüßen, dass die Übereinstimmung mit unseren eigenen Zielen und Absichten sehr groß ist. Für die CDU muss es fast schon beängstigend sein, dass der eigene Kandidat deutlich mehr Übereinstimmungsmerkmale mit der politischen Konkurrenz hat, denn mit dem eigenen Programm – wir hingegen halten es für ein durchaus gutes Zeichen, wenn nicht ein Parteiprogramm sondern die lokalen Möglichkeiten bzw. Sachzwänge im Vordergrund stehen. Jan Fischer scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und setzt ebenfalls auf Bürgernähe und Weiterentwicklung der Gemeinde zu einer familienfreundlichen Gemeinde mit Herz und Wachstumspotential. Mit seiner aktuell gehaltenen Homepage im Blog-Stil trifft er zudem den Nerv der Zeit und setzt auch hier ein Ausrufezeichen gegenüber den anderen Kandidaten. Ähnlich wie Wolfgang Glotzbach dürfte Jan Fischer einen relativ tiefen Einblick in die Abläufe der Verwaltung haben, auch wenn er vielleicht heute noch nicht auf dem allerletzten Stand der Nauheimer Verwaltung sein kann.

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[EXPAND Fritz Klink: (Klicken für den Text!)]

Er tritt als unabhängiger Kandidat der Freien Liste Nauheim an. Die Frage nach Unabhängigkeit ist hier nicht ganz so einfach zu erklären, wie dies bei einem tatsächlich parteilosen Kandidaten Gremm oder Laun erklären ließe. Die Freie Liste Nauheim versteht sich zwar nicht als Partei im klassischen Sinne, wir sind jedoch der Meinung, ob man das Kind nun Partei oder Verein nennt, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Fritz Klink dürfte sehr vielen Nauheimerinnen und Nauheimern (vor allem im alten Ortskern) als Apotheker bekannt sein. Als Unternehmer kann er mit Zahlen und Kennzahlen umgehen, hat eine vortreffliche analytische Begabung und vermag es mit Menschen umzugehen. Fritz Klink hätte der Gemeinde Nauheim in der Vergangenheit sicherlich den einen oder anderen Fauxpas ersparen können. Leider hat Fritz Klink es versäumt, sich dem Zeitgeist anzupassen. Eine Homepage unter seinem Namen wurde zwar geschaltet, jedoch nie mit Leben gefüllt. So ist es für die Nauheimer Bürger leider auch nur schwierig möglich, sein Programm nachzuvollziehen, wenn Sie nicht eine der Podiumsdiskussionen besucht oder Ihn vor einem Einkaufsmarkt getroffen haben. Auch die FLN bietet hier viel zu wenig Informationen, als dass man sich auf einfachem Wege informieren könnte. Fritz Klink bezeichnet sich selbst als freier, sozialliberaler grüner Christ – leider hat er vergessen die prozentuale Sitzverteilung dieser Lebenseinstellung offen zulegen, so weiß keiner wie viel von welcher politischen Richtung in ihm steckt. Aus unserer Sicht sind  allerdings nicht alle Ideen von ihm mit unseren eigenen Idealen und dem Thema Naturschutz vereinbar.

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[EXPAND Reinhard Laun: (Klicken für den Text!)]

Noch ist der derzeitige Gemeindevertretervorsteher fest in der Politik in Nauheim verankert. Er ist heute Anlaufpunkt und Gesprächspartner für alle Parteien und Fraktionen und auch wenn seine manchmal sehr polternde Art für viele zunächst abschreckend wirkt, trifft seine Meinung oft auch auf große Unterstützung. Am Sonntag tritt er jedoch nur zur Bürgermeisterwahl an und setzt damit alles auf eine Karte – für Nauheim wäre das Ausscheiden schon als Verlust zu bezeichnen. Reinhard Laun verfügt durch seinen beruflichen Hintergrund über sehr tief greifende Kenntnisse im Bereich Finanzen, Kennzahlen und Haushaltsplänen. Da gerade hier einer der Schwerpunkte der kommenden Jahre liegen wird, hat auch er sein Hauptaugenmerk auf die Finanzen gelegt. Auch im Bereich der Personalführung und in der Arbeitsoptimierung hat er große Erfahrungen vorzuweisen. Bedingt durch sein Alter würde Reinhard Laun allerdings auch nur für eine Amtsperiode als Bürgermeister zur Verfügung stehen. Er ist das, was man klassischer Weise als Kandidat des Übergangs bezeichnet und könnte den geordneten Übergang auf einen neuen Bürgermeister einleiten.

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FAZIT:

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserer Übersicht eine Hilfestellung geben konnten, mit der Sie am Sonntag ihre eigene Entscheidung treffen können. Wie wir einleitend geschrieben haben, wollen wir unseren Wählerinnen und Wählern keine Wahlempfehlung abgeben. Wir sind der Auffassung, dass Sie selbst entscheiden können, wen Sie wählen möchten. Wir möchten Sie dennoch mit einer weiteren Entscheidungshilfe ausstatten. Mit dieser Excel-Tabelle

[Entscheidungsmatrix]

haben Sie die Möglichkeit, den Kandidaten in verschiedenen Bereichen Schulnoten zu vergeben. Im Abschluss erhalten Sie eine Gesamtnote die Ihnen vielleicht den letzten Anhaltspunkt zur Wahl geben kann.

Vielleicht haben Sie aber auch Lust an unserer Wahl-Umfrage (oben) teilzunehmen und über die fünf Kandidaten abzustimmen. Das Ergebnis ist sicherlich nicht repräsentativ, gibt aber ein Abbild wieder, wie Leser unseres Blogs wählen würden.

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