Es ist Wahlkampf. Es ist Wahlkampf in Nauheim!
Nicht mehr ganz ein Jahr vor den kommenden Kommunal- und vor allem Bürgermeisterwahlen bringen sich die beiden großen Parteien in Stellung und machen auf vermeintliche Missstände aufmerksam. So hat die SPD bereits bei einem „On tour“-Termin auf verschiedene Punkte hingewiesen und den Zustand des Sportparkeingangsgebäudes sogar schon in den Gremien der Gemeindevertretung behandeln lassen. Nun hat die CDU in der vergangenen Woche nachgezogen. Bei einer großen Faktionssitzung vor Ort wurde der schlechte Zustand des Gebäudes beklagt und mit verschiedenen Vereinsvertretern erörtert und nach möglichen Lösungen gesucht. Beide Parteien sind sich einig: der Sportpark ist wichtig, Nauheim braucht einen repräsentativen Eingang, den Vereinen muss geholfen werden!
Beide verkennen aber auch die Ausgangssituation. Das Eingangsgebäude ist gerade einmal 30 Jahre alt und wurde bisher von allen Parteien, bzw. ihren Vertretern im Gemeindeparlament sträflich vernachlässigt. Wie in vielen anderen Beispielen auch wurde die vorhandene Bausubstanz so wenig gepflegt und gewartet, dass nach relativ kurzer Halbwertszeit nur eine grundlegende und teure Sanierung oder ein Neubau Abhilfe schaffen können. An diesem Zustand ist auch nicht EIN Bürgermeister oder EINE Verwaltung als schuldig festzumachen. Die Politik der Einsparungen wurde von ALLEN betrieben! Es ist also nicht recht, sondern nur billig, die aktuelle Verwaltung für den aktuellen Zustand verantwortlich zu machen.
Beide verkennen zudem auch die Finanzlage der Gemeinde. Hat man bisher versucht, einem nackten Mann in die Tasche zu fassen, so versucht man jetzt den letzten Rest unter den Nägeln hervorzukratzen. Eine Sanierung wird mit mind. 490.000,- € angesetzt, ein Neubau wird sicherlich inkl. Abriss nicht viel günstiger zu haben sein, selbst wenn die Wohnung entfallen sollte. Die Frage ist: für wenn saniert man und warum? Zum einen für viele Vereine: die Fußballer, die Footballer, die Turner, den Vereinsring etc. Darunter sind einige, die keine eigenen Liegenschaften haben und somit auf (vermietetes) Eigentum anderer ausweichen müssen. Zum anderen Bürgermeisterkandidaten, die auf Stimmen angewiesen sind. Nicht von ungefähr sind Wolfgang Glotzbach (TV Nauheim), Reinhard Laun (SV07) und Kurt Gremm (TV Nauheim) sicherlich daran interessiert, ein repräsentatives Gebäude für Ihre Vereine zu präsentieren. Und auch Jan Fischer von der CDU hat ein starkes Interesse an den Stimmen aus den Vereinen. Einzig klar ist aber auch: Geld ist nicht vorhanden – und auch wenn Patrick Burkart von der CDU vorrechnet, dass 30% vom Land kommen, so bleiben weitere 343.000,- €, die die Gemeinde und damit deren Bewohner stemmen müssen, auch wenn sie mehrheitlich gar kein Interesse am Sportpark haben und diesen auch nicht Nutzen (dies ist ein wichtiger Punkt, der z.B. beim Thema Straßenbeitragssatzung in eine ganz andere Richtung verkehrt wird).
Es stellt sich die Frage: Wie beteiligen sich die Vereine? Oder besser: sollte die Gemeinde nicht die Liegenschaft Eingangsgebäude an die Vereine überschreiben und diese das Eingangsgebäude nicht in Eigenregie und mit eigenem Kapital erstellen? Immerhin sind diese Nutznießer und könnten als Nutzer auch die Erhaltungsmaßnahmen in Ihrem Sinne fortführen – in der Hoffnung in 30 Jahren nicht wieder über einen Neubau zu diskutieren.
Leider spricht im Wahlkampf bisher keiner davon, wie zukünftig Einnahmen generiert werden sollen und wie man wieder junge Familien an Nauheim heranzuführen gedenkt. Keiner der Kandidaten hat es bisher in Betracht gezogen, die jüngsten Entscheidungen des Dialogforums Flughafen & Region zum Lärmschutz auch nur zu erwähnen bzw. zu kommentieren. Einzig das Thema „Wohltaten“ wird wieder erfolgreich besetzt und man verspricht, dass alles besser wird, man müsse nur erst einmal gewählt werden. Die Wahrheit ist jedoch: Nauheim ist hoch verschuldet. Der Finanzhaushalt Nauheims steht bereits unter besonderer Beobachtung durch den Kreis und die Handlungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Direkte und indirekte Sparmaßnahmen werden für jeden Bürger zu spüren sein. Sei es nun die Einschränkung von freiwilligen Maßnahmen, die Schließung von Kinderspielplätzen oder die Nicht-Beschaffung von Spielgeräten, die Erhöhung der Grundsteuer oder andere Maßnahmen. Hier wird an verschiedenen Stellen versucht, Geld zu sparen. Die Beträge sind oft verschwindend gering und nur sehr zweifelhaft zu rechtfertigen. Und gerade wegen dieser „geringfügigen“ Einsparungen muss es dem Wähler schwer zu vermitteln sein, dass nun wieder ein sechsstelliger Betrag auf der Ausgabenseite erscheint.
Es ist Wahlkampf. Es ist Wahlkampf in Nauheim!

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