Wird Nauheim zum Geothermie-Standort?

Aus aktuellem Anlaß vor Beginn der zweiten Messrunde holen wir noch einmal unseren Artikel vom 14. Januar 2010 nach oben. Achtung es sind noch die alten Informationen. Wir werden in den kommenden Wochen neu Informationen zusammentragen:

Wie diversen Pressemeldungen, unter anderem bei Echo-Online oder auch beim Bundesverband Geothermie e.V., und auch einem Bericht in der Tagesschau am Dienstag zu entnehmen war und ist rückt im Kreis Groß-Gerau die Geothermie in den Fokus des öffentlichen Interesses. Das Überlandwerk Groß-Gerau (ÜWG) plant bereits seit 2008 die Errichtung eines Geothermie-Kraftwerks in einem 340 km² großen Erlaubnisfeld (zwischen Wiesbaden, Mörfelden-Waldorf und Darmstadt). Innerhalb dieses Erlaubnisfeldes befindet sich auch die Gemeinde Nauheim und zählt somit zu möglichen Standorten für dieses Projekt. Im Frühjahr 2010 wird die ÜWG innerhalb des Erlaubnisgebiets seismische Untersuchungen starten und mögliche Standorte erkunden.

Wir möchten versuchen die konkreten Auswirkungen dieses Vorstoßes hier ideologiefrei zusammenzufassen. D.h. wir werden versuchen, sowohl positive, als auch negative Aspekte hier darzustellen. Vielen Bürgerinnen und Bürgern Nauheims ist sicherlich eines der unrühmlichen Beispiele „gescheiterter“ Geothermie-Projekte im südbadischen Staufen oder auch vor dem hessischen Finanzamt in Wiesbaden in Erinnerung. Bei beiden Beispielen ist aber festzuhalten, dass es sich um bodennahe Geothermie handelt, die in eine Tiefe von ca. 140 m reicht. Beim Kraftwerksprojekt der ÜWG handelt es sich im Gegensatz hierzu um eine „Tiefbohrung“ mit einer Tiefe von 3.000 m. Es soll hier versucht werden Hintergründe zu dem Projekt der ÜWG zu sammeln und alle Interessierten konkrete Informationen hierzu an die Hand zu geben.

Wir haben hierzu einen Fragenkatalog zusammengestellt, denn wir nach und nach auch noch erweitern wollen:

Hat die Gemeinde Nauheim Interesse an einem Geothermie-Kraftwerk?

  • Unseres Wissens gibt bisher es keine offizielle Bekundung seitens der Gemeinde oder des Gemeindevorstandes einen Geothermie-Standort in Nauheim haben zu wollen. Es ist allerdings bekannt, dass Einzelpersonen der Geothermie durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen. Genauso gibt es allerdings auch Mitglieder, die die Geothermie eher negativ sehen.
  • Bei einem Projektvolumen von 35 Mio.-€ dürfte seitens der Gemeinde allerdings durchaus ein finanzielles Interesse bestehen Standort für solch ein Projekt zu sein.

Drohen in der Gemeinde Schäden durch die Voruntersuchungen?

  • Aus heutiger Sicht: Nein. Zumindest keine größeren Schäden, die ähnliche Schadensbilder hervorrufen, wie in z.B. Staufen oder Wiesbaden zu sehen. Die Untersuchungen, die jetzt kommen, werden mit dem vibro-seismischen Verfahren durchgeführt. Hierbei erzeugen Spezial-LKWs entlang der Erkundungsstrecke seismische Schwingungen und messen deren Reflexion. Die Messergebnisse werden hinterher zu einem 2D- und 3D-Bild des Untergrunds umgesetzt und sollen Auskunft über potentielle Standorte geben. Bei diesen Messungen kann es einerseits zu einer kurzfristigen Lärmbelästigung durch die Vibrationserzeuger, als auch zu kleineren Schäden an Straßen und Umgebung geben. Diese werden nach Auskunft von ÜWG jedoch unmittelbar nach der Messung beseitigt. Der Gemeindevorstand hat in jedem Fall in einer Stellungnahme an das Regierungspräsidium vorgeschlagen den Zustand der Straßen und Umgebung entlang des Messweges vorab zu dokumentieren um feststellen zu können, welche Schäden durch die Messungen entstanden sind. Weiterhin soll die Messung nur im Zeitraum von 6h bis 22h stattfinden und bis 15. März abgeschlossen sein. [Quelle: Echo-Online]
  • Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine Bohrungsaktivitäten – weder Bodennah, noch in die Tiefe.

Warum ist das Erlaubnisfeld so „ideal“?

  • Aus geologischer Sicht ist der Obere Rheingraben auf Grund seiner geologischen Formation im Untergrund (ca. 3000 m) für die Nutzung von Thermalwasser bestens geeignet. Wir werden versuchen hierzu genauere Informationen zu sammeln und auch mögliche Risikofaktoren darzustellen.

Wie wird die Geothermie aus dem Kraftwerk genutzt?

  • 1/3 der Wärme wird zur Stromerzeugung genutzt. 2/3 zur Wärmeerzeugung. Hierfür müssen in jedem Fall auch Abnehmer gefunden werden, damit sich das Kraftwerk lohnt.

Wie lauten die konkreten Projektdaten?

  • Größe des Erlaubnisfeldes: 338,5 km2.
  • Planung: Errichtung einer Erdwärmeanlage zur grundlastfähigen Stromerzeugung und Wärmegewinnung.
  • Leistungsdaten: 3 MW elektrisch und 6 MW thermisch
  • Verwendung Strom: Einspeisung in öffentliches Netz
  • Verwendung Wärme: Einspeisung in Nahwärmenetz zur Versorgung von Industriebetrieben, Kühl- und Rechenzentren und Neubaugebieten
  • Strommenge: ausreichend für 7.200 Haushalte mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von 3.500 kWh pro Jahr
  • CO2-Einsparung ca. 10.000 t/a CO2 (im Vergleich zu Braunkohle)
  • Invest: ca. 35 Mio. Euro – einen planmäßigen Projektverlauf vorausgesetzt
  • Inbetriebnahme der Anlage: 2013

Gibt es eine Projektseite für die Errichtung des Kraftwerks?

  • Ja, die ÜWG haben auf Ihrer Homepage einen speziellen Bereich zur Geothermie eingerichtet, auf dem auch das konkrete Projekt beschrieben wird. Die Seite ist über diesen Link zu erreichen: http://www.uewg.de/geothermie.html

Weiterführende Links zu diesem Thema:

Geothermie auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Geothermie

Bundesverband Geothermie e.V.: http://www.geothermie.de/

Überlandwerk Groß-Gerau: http://www.uewg.de


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