Wie dem ein oder anderen bereits aufgefallen dürfte, sind wir mit unseren Kandidateninterviews etwas in Stocken geraten und entgegen dem „normalen“ Rhythmus am Freitag etwas spät. Nun, das ist uns leider passiert. Nichts desto trotz, kommt heute unser nächstes Interview und es ist das erste mit einem „alten Hasen“. Reinhard hat sich die Zeit genommen und wie immer sehr interessante Antworten auf unsere Fragen gefunden.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim lesen!
Reinhard, Du bist ja auch Vorsitzender des BUND in Nauheim und warst auch am Aufbau des Insektenhotels an den Freizeitgärten beteiligt. Erzähl‘ uns was darüber:
Den Vorsitz bei der BUND Ortsgruppe Nauheim habe ich 2015 übernommen. Wir haben leider auch hier das Problem, dass immer weniger Aktive Verantwortung übernehmen wollen. So bleibt die Arbeit bei wenigen hängen. Allerdings macht es auch Spaß, hoffe aber auch das es nicht zu viel wird.
Die Jugendpflege Nauheim hat bei allen Nauheimer Vereinen und Organisationen nach Projekten mit bzw. für Kinder und Jugendliche nachgefragt. Da kam die Idee beim BUND ein Insektenhotel mit Kindern zu errichten. Es war toll zu sehen mit wie viel Ehrgeiz die Kinder mit Hammer, Akku-Schrauber usw. gewerkelt haben.
Das war auch eine super Erfahrung für mich.
Welche Themen würdest Du in Nauheim noch gerne umgesetzt sehen?
Drei Dinge liegen mir derzeit am Herzen:
- Ich hoffe dass wir mit unseren Nauheimer Flüchtlingen ein gutes und menschenwürdiges Zusammenleben für Nauheim erreichen.
- Der Seichböhl muss erhalten und als Schatz für die Zukunft anerkannt werden.
- Unser Nauheimer Haushalt muss wieder ausgeglichen werden, damit wir in Zukunft in Nauheim wieder gestalterisch tätig sein können.
An wie vielen verschiedenen Verbands-und Kommissionssitzungen nimmst du für Nauheim teil?
Da ich jetzt im richtigen Alter bin habe ich mich für die Senioren-Kommission gemeldet. Ich hoffe aber, dass sich nach der Wahl mehr Bürger*innen für diese Kommission melden. Die Kommission soll ja die Gemeindevertretung in Seniorenfragen beraten.
Außerdem war ich in der Verbandsversammlung der Riedwerke tätig. Es sind nur 2 bis 3 Sitzungen im Jahr. Da es sich hier aber um einen Verband mit vielen Firmen handelt, sind die behandelten Themen sehr umfangreich. Ich habe etwas Zeit gebraucht mich dort einzuarbeiten.
Hast du eine Lieblingspflanze, die auf dem Seichböhl wächst?
Mich faszinieren die alten knochigen Pflaumenbäume. Der Seichböhl hatte früher sehr viele davon. In manchen Jahren tragen die Bäume so viel Früchte, dass die Äste brechen. Wenn ich das sehe blutet mir das Herz.
Wenn du mit einem einzigen Wort den Verlauf einer Gemeindevertretersitzung beschreiben solltest, welches würdest du wählen?
Spannend
Es ist manchmal sehr spannend ob ein Antrag eine Mehrheit findet oder nicht.
Wie lange hat deine längste politische Sitzung gedauert?
Zu lang! Ich mag keine ausschweifenden Reden. Kurz und bündig das Problem erfassen und eine zeitnah Entscheidung finden. Das ist meine Maxime.
Was ist deine bevorzugte „Nervennahrung“?
Eindeutig Schokolade.
Am Ende einer Sitzung brauch ich manchmal auch mal einen Schnaps um wieder runter zukommen.
Soll Nauheim mal ganz „Auto-frei“ sein? Warum gibt es noch keinen Auto Freien Tag in Nauheim?
Das ist mein wunder Punkt. Ich bin nicht gegen das Auto. Ich möchte ja auch mal schnell von A nach B kommen. In Wohngebieten Tempo 30-Zonen und Spielstraßen einzurichten, ist richtig und wichtig. Aber genauso brauchen wir Durchgangsstraßen für die Autos. Hier sollte intelligent abgewogen werden.
Warum wird hin und wieder die Öffentlichkeit ausgeschlossen, obwohl es ja immer um „unsere“ Gemeinde und unser Geld geht?
Grundsätzlich sollten Entscheidungen immer öffentlich getroffen werden. Nach Möglichkeit ohne Ausnahmen, wenn die Hessische Gemeindeordnung nichts anderes vorschreibt oder Vergaberechtliche Gründe entgegenstehen! Es sollte aber daran gearbeitet werden auch diese Einschränkungen aufzuheben, da es um das Eigentum der Gemeinschaft geht und diese Gemeinschaft einen Anspruch darauf hat zu erfahren, was mit Ihrem Eigentum geschieht.
Für die politische Auseinandersetzung und Diskussion gibt es natürlich Regeln die zu beachten sind. Nur so bekommen wir Bürgernähe und verhindern Korruption bzw. Mauschelei in der Gemeindevertretung
Was sind die guten Tipps für die Jungen?
Macht mit in der Gemeindevertretung, wir brauchen Euch !
Wer aktiv an den Sitzungen teilnimmt kann für den Alltag und die Arbeitswelt viel lernen. Selbstsicheres auftreten, freies Reden muss man üben. Warum nicht dort. Man lernt viele Leute kennen. Verständnis mit dem Umgang von Verwaltung und dem Haushaltsrecht einer Gemeinde gibt es noch dazu. Also seit dabei und gestaltet mit.
Reinhard, ein sehr interessantes und ausführliches Interview. Wir bedanken uns für die vielen Antworten und hoffen noch auf viele weitere Jahre mit Dir in der Gemeindevertretung.
Reinhard Seiler – Techniker i.R. – Listenplatz 5