PM: BFU legt Abschlussbericht zur Schweren Störung vor – Südumfliegung nicht sicher!

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hat am 13.12.2012, also genau ein Jahr nach dem es über dem Rhein-Main-Gebiet zu einer gefährlichen Annäherung zwischen einem landenden A380 und einer startenden A320 gekommen ist, den Abschlussbericht zu diesem Vorfall, der als Schwere Störung eingestuft wurde, vorgelegt. Die BFU kommt darin zu dem Ergebnis, dass „die Tatsache, dass sich die Abflüge 25C mit den Fehlanflügen 25L kreuzen, für die Flugsicherheit aus Sicht der BFU ein systemisches Risiko in Form geringerer Fehlertoleranz darstellt“.

Die BFU führt weiter aus: Die Struktur der als Südumfliegung bezeichneten Abflugverfahren dient nach Auffassung der BFU in erster Linie der Verringerung der Lärmbelastung der in Verlängerung der Startrichtung 25 liegenden, dicht besiedelten Bereiche. Sie führt dazu, dass Verkehrsflugzeuge bereits weniger als eine Minute nach dem Abheben kurven müssen. Daraus erwächst eine erhöhte Arbeitsbelastung der Piloten. Für die Lotsen stellt sich die Situation so dar, dass sie innerhalb sehr kurzer Zeit und auf engem Raum versuchen müssen, Staffelung zwischen einem unerwartet durchstartenden Flugzeug und abfliegenden Flugzeugen herzustellen. Zudem müssen sie mit mehreren Lotsen unverzüglich Koordinierungsgespräche führen.“

Wie die BFU festgestellt hat, bestand zu keinem Zeitpunkt eine Kollisionsgefahr beider Flugzeuge. Allerdings hatte sich der A320 bis auf 30 m an die Wirbelschleppe dem vorausfliegenden A380 angenähert. Dies ist insofern besonders beunruhigend, da das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bereits im Jahr 2006 festgestellt hat, dass sich für den A380 eine erhöhte Gefahr für Wirbelschleppen bei Start und Landung ergibt und deutlich größere Sicherheitsabstände für nachfolgende Flugzeuge festgelegt wurden. Diese wurden hierbei deutlich unterschritten.

Die BFU gibt zum Ende des Berichts fünf Empfehlungen an die beteiligten Organisationen und übergeordneten Behörden. Unter anderem wird gefordert, dass das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) sicherstellen sollte, dass die Flugsicherungsorganisation für den Verkehrsflughafen Frankfurt/Main Abflüge der Piste 25C und den Fehlanflug der Piste 25L durch Änderungen von Flugverfahren und/oder betrieblichen Verfahren entzerrt.“ Weiter fordert die BFU, auch wenn die Einhaltung von aus Lärmschutzgründen festgelegten An- und Abflugrouten eine hohe Bedeutung hat, sollte die Flugsicherungsorganisation für den Verkehrsflughafen Frankfurt/Main explizit festlegen, dass Flugverkehrslotsen bei besonderen betrieblichen Situationen davon abweichen und Entscheidungen zu Gunsten einer sicheren
Flugführung treffen sollten.

Hiermit werden zwei Dinge festgestellt: Das Ammenmärchen, dass die Südumfliegung sicherheitstechnisch alternativlos sei, ist hiermit widerlegt. Es handelt sich um eine Lärmschutzmaßnahme, wie die BFU feststellt. Im Gegenteil ist vielmehr das am Flughafen Frankfurt festgelegte Abflugverfahren der Südumfliegung von der Piste 25C überhaupt nicht sicher.

Die Südumfliegung als Abflugvariante ist aus diesen Gesichtspunkten nicht aufrechtzuerhalten und der Betrieb aus Sicherheitsgründen sofort auf sichere Abflugverfahren umzustellen. Wir fordern die Behörden auf, dies umgehend durchzusetzen!

Bündnis 90/Die Grünen in Nauheim sieht sich mit diesem Bericht in vollem Umfang in seiner Haltung zur Südumfliegung bestätigt. Die Inhalte unserer Schreiben an beteiligte Behörden und Organisationen verhallten bisher ungehört. Wir gehen davon aus, dass mit dem Abschluss dieser Untersuchung auch unsere Einwendungen noch einmal geprüft und die geforderten Änderungen in den Abflugverfahren vollumfänglich umgesetzt werden.

Was bedeutet dies allerdings in letzter Konsequenz für den Ausbau des Flughafens? Die Installation der Südumfliegung als Abflugvariante war zentraler Bestandteil der Aussage, dass der Ausbau „raumverträglich gemacht werden kann“. Ein Abflug über die westlich gelegenen Bereiche des Flughafens gilt alleine aus Lärmschutzgründen nicht als statthaft. Aus unserer Sicht stellt das Ergebnis dieses Berichts somit auch fest, dass der Flughafenausbau raumunverträglich ist. Ein Erreichen von 701.000 Flugbewegungen im Jahr ist in der jetzigen Konfiguration unmöglich. Wir fordern deshalb dazu auf, jetzt Konsequenzen zu ziehen und den weiteren Ausbau von Terminal 3 sofort zu stoppen.

Weiterhin setzen wir uns ein für:

  • eine Limitierung der Flugbewegungen.
  • eine Neufestlegung von Lärmobergrenzen (Einzel- und Dauerschall)
  • den Ausbaustopp von Terminal 3 – auch zum Schutz des Landeshaushalts
  • einen Gesellschaftsvertrag zum Stopp des weiteren Ausbaus des Flughafens Frankfurt

Quellen:

[1] BFU-Bericht

[2] Artikel auf airliners.de

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