Tests zum Flachstartverfahren: Neutrale Begleitung und nur bei optimalen Wetterbedingungen

NAUHEIM/GROSS-GERAU. Der Vorstandssprecher der Grünen im Kreis Groß-Gerau, Marco Müller, fordert die Fluglärmkommission Frankfurt (FLK) dazu auf, der Lufthansa (LH) für die jetzt anstehende Testphase des sogenannten Flachstartverfahrens harte Auflagen zu empfehlen. Er will, dass Lufthansa sich dabei von unabhängiger Seite fachlich begleiten lässt und verlangt, dass auch Versuche zum Steilstartverfahren in die Testreihe aufgenommen werden.

„Der Lufthansa muss klar gemacht werden, dass dem Lärmschutz der Anwohner ein höherer Stellenwert eingeräumt wird, als den wirtschaftlichen Interessen eines Luftfahrtunternehmen“, erklärte Müller dazu in einer aktuellen Stellungnahme. Denn es könne nicht sein, dass im Rahmen der Pressearbeit des Unternehmens und auch der des Flughafenbetreibers immer wieder die ‚gute Nachbarschaft’ mit den Anliegern hervorgehoben werde, während die Nachbarn Flughafen und Lufthansa die Nacht immer wieder mit lautstarken Partys zum Tage machten. Und die Fluglinie nun auch noch beantrage, mit dem Flachstartverfahren diese Partys auf den Tag auszudehnen.

Im Zentrum seiner Forderungen stehe der Wunsch nach einer unabhängigen und neutralen Begleitung der Versuche. Denn diese sieht Müller weder mit den existierenden Messpunkten der Fraport, noch durch die alleinige Begleitung der Test durch das Umwelthaus/Forum Flughafen & Region gegeben.

„Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in diese Einrichtungen ist nachhaltig gestört“, begründet er das. Auch sei die Anzahl der vorhandenen Messstationen für ein solches Monitoring viel zu gering. Der Lufthansa müssten daher kompetente Partner zur Seite stehen, welche die Versuche kritisch und auch wissenschaftlich fundiert begleiten könnten. „Für mich wären dafür z.B. das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), unter Führung von Prof. Dr.-Ing. Johannes Wörner, und das Umweltbundesamt mit Dr. René Weinandy prädestiniert“, betont der Grüne. Wichtig sei dabei, dass diese Begleitung schon bei der Versuchsvorbereitung und Versuchsanordnung eingebunden werde. Was eben auch verdeutliche, dass die Versuche im Grunde genommen nicht im Juli starten könnten.

Ungeachtet der Tatsache, dass er das Flachstartverfahren aus Lärmschutzgründen für den Nahbereich ablehnt, sieht der Nauheimer die Tatsache, dass Lufthansa die Versuche jetzt im Sommer durchführen möchte auch deshalb besonders kritisch, weil aus seiner Sicht dabei die Gefahr bestehe, „dass die Messergebnisse verfälscht werden. Da das Steigverhalten von Flugzeugen im Wesentlichen durch thermische Effekte beeinflusst wird. An warmen Tagen ist die Luft dünner und Flugzeuge steigen schlechter, während es an kalten Tagen umgekehrt ist.“ Insbesondere im Nahbereich sei zu beobachten, dass bei Starts an warmen und heißen Tagen eben nicht mehr die ideale Steigleistung abgerufen werden könne. Erst einige Kilometer nach dem Start werde das Idealprofil wieder gefunden. „Es besteht dadurch die Gefahr, dass beim Vergleich von Flachstart- zu Normalstartverfahren im Sommer kaum Unterschiede gemessen werden, diese aber bei kaltem Winterwetter deutlich ausfallen.“ Müller fordert die Lufthansa deshalb auf, die Versuche nur dann durchzuführen, wenn die Wetterbedingungen als flugtechnisch ideal gelten. Auch die Vergleichsmessungen, also die Lärmwerte von Flügen nach dem bisherigen Startverfahren, dürften nur aus 100% gleichwertigen Flugbedingungen verwendet werden. „Die Versuchs-, Ausgangs- und Vergleichsdaten müssen im Anschluss der interessierten Öffentlichkeit vollständig zugänglich gemacht werden.“

Zusätzlich verlangt er von der FLK, der Lufthansa zu empfehlen, auch Versuche zum Steilstartverfahren in die Testreihe aufzunehmen. „Vor nicht allzu langer Zeit wollte man noch prüfen, ob sich steilere Starts positiv auf die Lärmentwicklung auswirken. Dazu hat sich auch die FLK bekannt. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass dieses Gremium auch das Steilstartverfahren wieder auf den Tisch legt und dessen Auswirkungen in die Prüfungen einbindet“, so Müller.

Grundsätzlich müsse ebenfalls klar sein, „dass bei den Versuchen keine Gesamtlärmberechnung stattfinden darf. Denn es kann nicht sein, dass die im Nahbereich des Flughafens gelegenen Kommunen noch mehr verlärmt werden, als dies bereits heute der Fall ist, um mit einer kleinen Entlastung im Fernbereich zu einem ‚Nullsummenspiel’ zu kommen. Mit dem Ziel, die Flachstarts als ‚lärmneutral’ bezeichnen zu können.“ Sollte das Verfahren im Nahbereich zu höheren Lärmwerten führen, seien die Versuche umgehend abzubrechen, bekräftigt der Sprecher der Kreisgrünen abschließend.

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